Da wir tranken unsern Trank,
da wir sungen unsern Gesang,
und uns kleideten mit unserm Gewand,
da stand es wohl mit unserm Land.
So klagte das alte Sprichwort schon zur Zeit des alten Winkelmann und wir fühlen täglich mehr, dass es ein Wahrwort ist. Singen und Sagen aber ist von jeher lebendig und unauflöslich verbunden, und wo es nicht mehr mundet, da schmeckt auch der alte Trank nicht mehr, da stirbt das ganze alte Gewand des Volkslebens ab. Was unsere Alten mit Recht unser nannten, das ist uns fremd geworden, das Fremde aber nennen wir unser und nicht zu unserem Heil, denn frommen kann uns nicht das unserm tiefsten Wesen Uneigne, Aufgepfropfte, sondern das aus den Wurzeln unseres Seins organisch Hervorgewachsene. Das wird uns gottlob mehr und mehr klar, darum sehen wir wachsendes Wegwerfen des flitternden Modernen, Rückkehr zum Studium des soliden Alten, neue Freude an dessen edler Kraft, die feurigsten Herzen der Nation treten, ferne der kalten Vernünftelei, wieder fest zu dem warmen Glauben, in welchem sie für sich wie für das Volk das einzige, wahrhaftige Heil erblicken; die heilige Kunst feiert neue Triumphe und … die Poesie erinnert sich, dasz sie eine Tochter des Glaubens ist. … (usw.)
(Aus der Vorede zu „Hessische Sagen“ von J. W. Wolf anno 1853)
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