Der junge Javier Torzek steht mit seiner Mutter Mirabel im Winter 1978 im Hamburger Hafen. Beide werden mit einem alten Frachter nach Venezuela fahren. In ein Land, dem Mirabel vor zwanzig Jahren unfreiwillig den Rücken kehrte, um in Deutschland einen wichtigen Punkt im Familien plan zu erfüllen – sich einen wohlhabenden Mann zu angeln. Stattdessen heiratete sie den mittellosen Deutschlehrer und Journalisten Hanns Torzek. Ihre chaotische Beziehung ist der Kern der Narration in Manuel Karaseks Roman »Mirabels Entscheidung«. Denn ihre Ehe erweist sich als ein Spiegel der Wünsche von Individuen in modernen Gesellschaften in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Beide versuchen, auf unterschiedliche Weise das grundlegende Gefühl von Fremdheit abzulegen und im Zuordnungssystem des Sozialen ihren Platz zu finden. Hintergrund dieses Prozesses bildet die Geschichte der BRD und Venezuelas. Hier das wohlhabende, hochmoderne Industrieland, in dem Hanns Karriere machen wird. Dort eine junge lateinamerikanische Gesellschaft, die das unerwartete
Geschenk ihres Erdölreichtum allmählich als Fluch begreift.
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