ZeynZeyn
Leben und Überleben - von Gänger Bernhard
Vor hundert Jahren mussten unsere Großeltern, Urgroßeltern den Ausbruch des 1. Weltkrieges erleben. Wie wurden Sie damit fertig? Wie standen sie ihn durch? Wir erfahren wie die Kaiserzeit, bei allen Entbehrungen, in der Erinnerung zur guten, alten Zeit werden konnte, auch warum unsere Vorfahren nichts mehr von Kohlrüben wissen wollten.
Ein Buch aus der Sicht der „kleinen Leute“. An diesem sehr frühen Morgen verblassten gerade erst die Sterne. Dunst lag über der Stadt. Da und dort qualmte ein Schornstein. Wahrscheinlich befand sich in diesen Häusern eine Bäckerei, denn der Winter war lange vorbei und es gab keinen Grund um zu heizen. Um diese Zeit belieferten die Bäckerjungen ihre letzten Kunden. Je nach Bestellung hatten sie die Beutel mit Schrippen, Mohnbrötchen oder Knüppel treppauf, treppab an die Türknäufe gehängt. Die mehlbestäubten Burschen trafen wie jeden Morgen auf die Zeitungsjungs und tauschten ein paar schnelle Neuigkeiten aus. Dann waren sie, solange sie noch die Kraft hatten, zwei Stufen auf einmal nehmend weiter geeilt. Die letzten leichten Mädchen von der Friedrichstraße waren auf dem Weg, um nach einer anstrengenden Nacht zu ihrem wohlverdienten Schlaf zu kommen. Jetzt am frühen Morgen waren sowieso keine Kunden mehr unterwegs. Stattdessen begegnete ihnen eine Vielzahl von Arbeiterinnen und Arbeitern, die mit schnellen Schritten in einem Fußmarsch von einer Viertelstunde oder gar einer halben Stunde ihre Arbeitsstellen zu erreichen hatten. Nicht überall hatte man in die Höfe Fabrikbauten gestopft, so dass man nur vom Vorderhaus in den Seitenflügel zu gehen brauchte. Arbeiter, die einen noch weiteren Weg hatten, benutzten die Pferdebusse, die es noch gab, oder die elektrischen Straßenbahnen, die gerade erst die Pferdebahnen abgelöst hatten. Ein Pferd trottete mit einem Wagen voller Gemüse und Obst im Schlepptau die Straße entlang. Der Kutscher hatte die Ware zum Einzelhändler zu bringen. Berlin war erwacht!

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