Der Held gilt als überwunden. In der modernen, aufgeklärten Welt braucht es keine keulenschwingenden Kraftprotze mehr; Teamgeist und Einfühlungsvermögen werden vom modernen Mann verlangt. Und doch scheint das Bedürfnis nach dem zupackenden Helden, der mit Entschlossenheit und Härte Probleme im Alleingang löst, ungebrochen zu sein.
Ein solches, fast schon ausgestorbenes, Exemplar von Mann ist der Regisseur Vittorio Angelotti - wenn auch im negativen Sinn. Er tut, was er möchte. Er nimmt, wen und was er möchte. Er fragt nie um Erlaubnis. Er lebt seinen ganz eigenen, gefährlichen Traum.
Sein Leben inszeniert Angelotti wie seine Filme. Alles dient ihm nur als Bühne zur Darstellung seiner exzentrischen Begierden. Dabei ist er die Hauptperson; diejenigen, die seinen Weg kreuzen, degradiert er zu bloßen Statisten.
Daß sich so viele, sowohl Frauen als auch Männer, und sogar der fünfzehnjährige Sohn seiner Putzfrau, von ihm benutzen lassen, liegt nicht nur an der Anziehungskraft, die solch ein bedenkenlos handelnder Mann hat, wenn er zudem noch mächtig und berühmt ist. Angelotti hat auch sein ganz eigenes, halsbrecherisches System der Verführung. Lieben wir nicht alle ein wenig, was uns in Schrecken versetzt?...
Angelotti interessiert hauptsächlich eins: der ultimative Glückskick. Als er bei seinem «Spiel» willentlich die Grenze zum Verbrechen überschreitet, läuft auf einmal nicht mehr alles nach seinen Wünschen. Hält er immer noch alle Fäden in der Hand? Oder ist unser Antiheld vom Handelnden längst zum Spielball geworden?
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