Der nur einmal 1922 im deutschen Sprachraum im Druck erschienene utopische Roman Brücken über dem Weltenraum, der hier nach fast 100 Jahren wieder zugänglich gemacht wird, beschreibt in seinem Hauptteil die Reise einer Gruppe von Menschen zum Planeten Venus und ihre Erlebnisse mit der dortigen urweltlichen Flora und Fauna.
Die „Flüssigkeitsraketen-Lösung“ als technische Möglichkeit für Weltraumreisen, die von Konstantin E. Ziolkowski, Robert H. Goddard und Hermann Oberth (zeitlich versetzt, aber unabhängig voreinander) als einzig geeignete erkannt worden war, konnten die einschlägigen Schriftsteller vor deren Verbreitung (im deutschsprachigen Raum seit 1923) noch nicht kennen und daher auch nicht berücksichtigen. Die schriftstellerisch bevorzugten Methoden waren bis dahin außer Jules Vernes Abschuss aus einer Riesenkanone (ohnehin ein Weg ohne Wiederkehr, denn auf dem Ziel-Himmelskörper gab es dergleichen ja nicht) oder „Traumlösungen“ Reisen in den Weltraum und zu anderen Himmelskörpern durch Beherrschung (also Ausschaltung und/oder Umkehrung) der Schwerkraft, in der Regel durch Verwendung entsprechender Stoffe, die eine Regelung ermöglichten.
Der Roman gehört, wie so viele in der Zeit nach den diktierten Friedensverträgen von Versailles und Saint-Germain erschienene Erzählungen zur Gruppe der Erfindungs- und Revanche-Utopien: Wenigstens auf dem Papier sollte die als Schande empfundene militärische Niederlage dadurch kompensiert werden, dass deutsche Ingenieure und Offiziere die Mittel schaffen, mit denen der Krieg entweder weitergeführt und in seinen Folgen aufgefangen werden kann. Im vorliegenden Roman wird der Beginn einer deutschen Kolonisierung des Planeten Venus thematisiert, sozusagen als Ausgleich für die verlorenen Kolonien. Das wirkt wenig überzeugend, denn auch zu Zeiten der deutschen Schutzgebiete waren diese für deutsche Siedler wenig attraktiv; man wanderte lieber in die USA oder nach Kanada aus.
Der größte Teil dieser von Rachegedanken und überheblichen nationalistischen Ausfällen erfüllten Sieges-Ersatz-Romane kamen über den deutschsprachigen Raum nicht hinaus: Hans Dominiks Romane sind, von Auszügen abgesehen, nur in deutscher Sprache erschienen. Da ist es bemerkenswert, dass Brücken über dem Weltenraum unter dem Titel Interplanetary Bridges 1932 in einem populären amerikanischen SF-Magazin erschien.
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