Schutz der USA. Dortselbst residiert in Tellingstedt der weise alte Friedensrichter William T. Kolderup mit Enkelin Suse inmitten seiner Bücherschätze.Aufgeschreckt erfahren sie, dass Isis, die mächtige der von Frauen beherrschten USA, zur Inspektion ins Reservat fliegt, mitsamt Gefolge herkulischer Leibpolizistinnen, Hofpoeten Cosmo Schweighäuser, Hauptbegatter Tim Hackensack und einem Schwarm Touristen. Von China naht der Außenminister Yuan Schi Kai. Ein gegenseitiger Duldungsvertrag soll abgeschlossen werden, nachdem bedrohliche Flugapparate vom Mars neuerlich in Tschekiang gelandet sind. Als Verhandlungsort bietet sich des Friedensrichters Haus an, dessen Innenwelt durch die exotischen Gäste alsbald auf den Kopf gestellt wird.Der frustrierte Hofpoet Cosmo verliebt sich unsterblich in die unerfahren-schüchterne Hausgenossin Nipperchen, angeheizt von der hitzigen Suse und ihrem APOthekenjüngling Fritz Dümpfelleu. Für den seines Amts überdrüssigen Hackensack wird als Ersatzmann ein Knecht aus dem Ort beschafft. Burleske Zwischenfälle am laufenden Band.›Kolderups Erzählungen‹Zur Unterhaltung am Abend findet man sich ein in Kolderups Bibliothek, zu geistigen Exkursionen duch Welten und Zeitalter, angespornt durch die Raritäten seiner Bücherschränke.Als Kolderup erkennt, dass Cosmo der Sohn eines Gefährten seiner Jugend ist, mit dem er auf einer Schiffsreise im Stillen Ozean die Mutter der Isis kennengelernt, beginnt er, von dieser phantastischen Fahrt zu erzählen.Gelegenheit bieten die Musestunden auf einer anderen Schiffsreise, die Kolderup und seine Gäste nach der Insel Fanö unternehmen. Szenen von dieser Fahrt wechseln jetzt ab mit den Schilderungen Kolderups von seiner Seereise von einst.Es ist Hochsommer 1969, an Bord der »Königin Kandace«. Auf dem kleinen Frachter fünf Passagiere: drei reisende Atheisten, Kumpane unterschiedlicher Art – außer Kolderup Cosmo’s Kater, Gotthelf Schweighäuser und Professor Butt, genannt Scheibe; dazu zwei Missionare, die verführerische Majorie Kennan, Mutter der Isis, mit dem athletisch gebauten Hoseas Chadband, ein undurchsichtiges Gespann.Nach merkwürdigen Vorfällen gerät der Dampfer in Seenot, brutal werden die Passagiere zur Nacht auf Klippern vor einer Felseninsel ausgesetzt, bleiben sich selbst überlassen, hangend zwischen Himmel und Meer.Mühsam an das unwirtliche Ufer des Eilands gelangt, sehen sie sich in dessen Innern gefährlichen Situationen, gefährlicheren »Erscheinungen« ausgesetzt – es beginnt die große Legende des Spiels. Wie sie, in Robinsons Lage, die Grenzsituation bestehen, macht die Schule der Atheisten aus.›Mit zwei Netzen gearbeitet‹Die Novellen-Comödie arbeitet mit zwei Netzen. Die Vorgänge in Tellingstedt und auf Fanö sind kompliziert aber in logischer Folge verknüpft: die Geschehnisse auf Spenser-Eiland hingegen unsichtbar unterm Tuch verknotet. Die Schlingen und Knoten liegen zur Lösung griffbereit, doch ist es ratsam, rechtzeitig auch nebensächlich scheinende Indizien zu sammeln, um Ursachen und Abläufe zu sichern, die hinter der Szene bleiben.Die richtige Deutung ergibt sich dem, der die Motive der Figuren erkennt, die Bestimmung, die sie sich geben. Hierauf kommt alles an. Er wird verstehen, wenn die Isis am Ende ihr »Wir werden scheitan« ausspricht, und lächeln, wenn einer redenden Teetasse eine wichtige Botschaft übertragen wird. Die Geste des Großen Pun.Finde den Weg!›Szenarium für Gedankenspiele‹Die Novellen-Comödie ruft den Leser als Mitspieler auf den Plan, leitet ihn an, die Figuren der Handlung noch einmal in Gang zu bringen, die ihn durch ihre Gegenwart bewegen sollen. Er ist mehr als ein Konsument.Eine Frucht des dialogisierten Romans ist Anschaulichkeit. Die Gestalten werden nach vorn geholt, an die Rampe. Was geschieht, bekommt räumlichen Umfang, zeitliche Tiefe, wird greifbarer Auftritt. Aus Pantomime, Wechselrede, Gedankengespinst entstehen lebende Bilder.Der Leser, mit dem Text als Regiebuch der Phantasie, ist Einbläser. Beleuchter, Wind- und Regenmacher, Kulissenschieber, Choreograph, Dirigent der Szene, spart nicht Prospekte und Maschinen. Eine buntere, wildere Welt.Kein Lesedrama. Eingebracht aber als Erzählferment die erweiterte Szenenbeschreibung, Regiebemerkungen in Fülle, innere Monologe des Autors wie der Figuren, Kommentare und »Stimmen am Rande«: sie alle bilden den Fluss, der die Barke trägt.›Abreisen, Ankommen, Scheitern, Sichretten‹Fortwährende Dislokation in Raum und Zeit. Provisorium des Einrichtens, des Verweilens, des Verlassens.Vom Theater hat die Novellen-Comödie übernommen die Stringenz der Zeit. Aufzüge, Szenen, Auftritte – rund 80 auf 269 Seiten – stellen in ihrer Abfolge eine strengere zeitliche Ordnung her. Sechs Aufzüge, die Tage knapp einer Woche deckend, bestätigen die Herrschaft des Kalenders.Doch die Tage sind nicht gleich, sind unterschieden nach einem verborgnen Metronom. Erst langsames Anlaufen, stagnierendes Verrinnen der Stunden des alten Kolderup, kreiselnd sich drehende Flut; angehoben durch Erwartung und Eintreffen hoher Gäste, beschleunigt durch dringende Staatsgeschäfte, Entflammung sinnlicher Leidenschaften, gesteigert im hastigen Aufbruch nach und zurück von Fanö, verdoppelt durch die immer wieder unterbrochene Erzählung der Abenteuer im Pazifik im V. und VI. Akt.›Kolderup-Klause und Große Zauberposse‹Im Kern Kolderups melancholisches Kabinett, die Bücherklause des pessimistischen philosophischen Weltbürgers, des Hypochonders, der zu viel weiß, um, anders lachen zu können als mit ironischem Zucken. Das bunte Bild der Welt als durchsichtiger Grauschleier eingefangen.Rundum das Shakespeare-Raimundsche Wunder- und Zaubertheater mit dem Fundus komischer Masken aller Zeiten. Die lächerliche Robinsonade des Professors, die Gerichtsszene mit seinen hurenden Zwillingstöchtern, die Klistierspritze des Quacksalbers, die Koppelung des Riesen mit der Zierlichen, der Resoluten mit der Schüchternen. Komik des weisen alten Mannes mit den undichten Verschlüssen; über allem die Fürstin von Tönning mit Schärpe, Schleppe, Federhut und grand geste im Stile älterer Hoftheater. Hilfreiche Apparaturen bedenkenlos eingesetzt. Missionare als geübte Taschenspieler, lindwürmig kriechende Nebel, rechtzeitig explodierende und rechtzeitig wieder seetüchtige Steamer, Palmen mit zweideutigen Gesten als Menschen, auf Spenser-Eiland ein Genarrtwerden ohn’ Ende.›Das Typoskript als Grundriss und Aufriss‹Das Typoskript bietet durch Breite, unterscheidende Anordnung größere Freiheit, setzt andere schriftstellerische Antriebe frei; die freiere Form der Darbietung verändert die Texturen von innen. Das Schreiben wird offner für Einfälle, sensibler, verletzlicher, intimisierender. Virulente Bereitschaft zur Konfession am Rande. Im äußeren Bild zeigt der ruhige Fluss oder auffällige Stückelung des Feldes ein Abbild der Erzähl-Landschaft und des Zeitmaßes, in dem durcheilt, überflogen, gemächlich durchmessen wird.›Eine Übung für Zettel-Träumer‹Eine so offene Form einer so bunten Erzählung lässt das Lesen eines Typoskriptbuches leicht werden. Was in Zettels Traum aus vielfältig gedrehtem Strang sich entgliedert, wird im Spiel der Novellen-Comödie auseinander gelegt; eine Lese-Vorschule auf Zettels Traum. Auf der Reise nach Fanö. Insel der Phantasie, wird Zettels Traum zeitlichem Schlaf entrissen und zur Genugtuung aller, oder doch der Wissenden, nach Tellingstedt, Erzählungsstatt, zurückgebracht.
…
Weiterlesen...